Auf dem Gelände des Chemieunternehmens Solvay im elsässischen Chalampé soll eine Müllverbrennungsanlage entstehen. Betreiber ist die deutsche Firma B+T Umwelt GmbH.
Energy Production Center Chalampé, kurz EPCC heißt das Projekt und macht so deutlich, dass es dabei nicht in erster Linie um die Abfallverwertung gehen soll, sondern um die Energieproduktion. Das Ziel sei die Versorgung des Industriestandortes mit sogenanntem Prozessdampf, Wasserdampf, der direkt in einem industriellen Prozess genutzt wird, sagte Ralf Bohn, Geschäftsführer der B+T Umwelt GmbH, einem Verbund mittelständischer familiengeführter Unternehmen mit Niederlassung im hessischen Alsfeld, nördlich von Frankfurt am Main. Ein kontinuierlicher Betrieb brauche Energie in Form von Dampf und Strom – "wir liefern Dampf", durch die thermische Verwertung von Abfällen.
Durch den Bau der Müllverbrennungsanlage soll die Dampfversorgung der Industrie-Plattform von Solvay in Chalampé verbessert werden. Die neue Anlage werde zwei alte Kraftwerke zur Verbrennung von Erdgas und gasförmigen Reststoffen ersetzen. Die Firma Solvay sei dabei Grundstücksgeber und Energieabnehmer; B+T könne im Gegenzug die gegebene Infrastruktur wie etwa die Wasserversorgung nutzen, beschaffe zudem die Abfälle und kümmere sich um die Entsorgung der übriggebliebenen Schlacke und Nebenstoffe, so Bohn.
Ist sie erst in Betrieb, können durch die neue Müllverbrennungsanlage rund 600 000 Megawattstunden an Brennstoffwärme im Jahr erzeugt und bis zu 200 000 Tonnen Ersatzbrennstoffe und Abfälle verbrannt werden, erklärte Bohn. Eine Entlastung für die Region, denn in Frankreich fehlt es laut Bohn an Müllverbrennungsanlagen, viele regionale Deponien seien geschlossen, die übrigen Kapazitäten begrenzt. Bei der Verbrennung eingesetzt werden sollen ausschließlich nicht gefährliche feste Abfälle, die aus einem Umkreis von 100 bis 150 Kilometern, schwerpunktmäßig aus dem Elsass, zur Anlage transportiert werden. Der Betrieb bringe maximal 66 Lkw-Transporte pro Tag mit sich.
Das EPCC unterliege dabei französischem Genehmigungsrecht, erklärte Bohn, ähnlich wie in Deutschland muss es sich um einen umweltverträglichen Betrieb handeln. Was die Emissionsgrenzwerte angeht, so liegen diese laut Bohn in Frankreich höher als in Deutschland – man wolle aber freiwillig mindestens den deutschen Standard einhalten. Die Erfahrung zeige, dass die in der 17. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes geforderten Emissionsgrenzwerte durch die angewandte Technik sicher eingehalten, überwiegend sogar deutlich unterschritten würden. Und, betonte er: "Der Standort des EPCC fällt nicht unter die Seveso Richtlinie", der Richtlinie zur Beherrschung der Gefahren schwerer Unfälle mit gefährlichen Stoffen.
Es werde in Hinblick auf die Gesamtanlage Solvay durch die Verbrennungsanlage nicht zu zusätzlichem Lärm kommen, antwortete Bohn sodann auf die entsprechende Frage von Bürgermeister Joachim Schuster. Und auch Müllgeruch sei nicht zu erwarten, denn die Anlage stehe unter Unterdruck und die Luft werde abgesaugt, so dass nichts nach Außen dringe. Was die täglichen Lkw-Transporte angehe, so gebe B+T Verkehrswege vor, damit nicht durch die Ortschaften gefahren werde. In Deutschland seien es etwa zwei bis drei Lkw pro Tag mehr. Aufgrund der Grenznähe Chalampés werden auch deutsche Behörden innerhalb des Genehmigungsverfahrens angehört. Für grenzüberschreitenden Themen ist zunächst das Regierungspräsidium Freiburg zuständig, es wird jedoch die Stadt Neuenburg und den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald um Stellungnahmen bitten und diese dann entsprechend aufarbeiten.
Insgesamt sei durch das EPCC eine positive Klimabilanz zu verzeichnen, versicherte Bohn, trotz der Emissionen des Lkw-Verkehrs. Eine Müllverbrennungsanlage sei gegenüber einer Deponie zwar teurer, aber auch weniger klimaschädlich, da auf einer Deponie um ein vielfaches mehr klimaschädliche Gase entstünden als bei der Verbrennung. Zudem könne bei Letzterer der Energiegehalt der bisher deponierten Brennstoffe hocheffizient genutzt werden. Beim EPCC bestünden die Brennstoffe darüber hinaus zu 50 Prozent aus biogenen Anteilen, deren CO2-Emissionen als klimaneutral eingestuft seien. Und schlussendlich werde durch das EPCC der Einsatz fossiler Energieträger wie Gas ersetzt.
erschienen in der Badischen Zeitung