Reform der Berufsausbildung in Frankreich

05.07.2018

Nur wenige Jugendliche in Frankreich absolvieren eine Ausbildung, lieber wollen sie studieren. Paris will das ändern. Doch es gibt Widerstand von ungewohnter Seite.

Diese Aufgabe ist kniffeliger als gedacht: Logan Olexa und Loïc Kovarovsky stehen an der Werkbank und mühen sich mit einer sogenannten Kreuzstücklehre. Sie sollen das kreuzförmige Metallteil so zurechtfeilen, dass es wie ein Puzzleteil in eine vorgegebene Mulde passt. Aber eine zu große Lücke darf auch nicht entstehen. Die Feinarbeit ist Teil ihrer Ausbildung zum Mechatroniker. Die beiden 22 und 20 Jahre alten Franzosen sind seit vergangenem Herbst beim Reifenhersteller Michelin in der Lehre.

Allerdings machen die Azubis ihre Ausbildung nicht in Frankreich, sondern jenseits der Grenze im saarländischen Homburg. Dort betreibt Michelin ein Werk für Nutzfahrzeugreifen. Eine Million Neureifen für Busse und Lastwagen entstehen dort jedes Jahr, die Kapazität für Runderneuerungen liegt bei 600.000. Olexa und Kovarovsky machen eine grenzüberschreitende Lehre, wie sie Michelin seit 2013 anbietet: Für den praktischen Teil pendeln sie jeden Tag aus Lothringen herüber ins Saarland. Die Theorie absolvieren sie in Frankreich.

Während die Feilerei noch eine Herausforderung ist, kennen die beiden jungen Männer ein deutsches Motto bereits aus dem Effeff: "Handwerk hat goldenen Boden." Bei den Blockseminaren in Frankreich staunen die anderen französischen Azubis nicht schlecht, wenn Olexa und Kovarovsky versuchen, dafür eine französische Entsprechung zu finden. Der Spruch existiert hier schlicht nicht. Im Gegenteil: Ein gewerbliche Ausbildung ist in Frankreich nicht gut angesehen. Denn vor allem Schulversager lernen in Betrieben. Wer hingegen etwas gelten will, besucht eine Universität. Die Zahlen verdeutlichen es: In Frankreich machten Ende 2017 rund 330.000 junge Menschen eine Lehre. In Deutschland waren es fast viermal so viele.

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