In Zeiten, in denen ein vereintes Europa auseinanderzudriften droht, ist die Verständigung auf allen Ebenen und über Grenzen hinweg ein Muss. Das sagte sich auch Frank Puschhof, Leiter der Berufsbildenden Schule Wirtschaft, und griff sinnbildlich zu, als ihm die Teilnahme an einem deutsch-französischen Azubi-Austausch auf Berufsschulebene angeboten wurde. Dahinter verbirgt sich ein Praktika- und Kennenlernprogramm von deutschen und französischen Jugendlichen im Alter zwischen 17 und 19 Jahren, das von der Deutsch-Französischen Agentur „Pro Tandem“ begleitet und von den deutschen und französischen Bildungsministerien finanziert wird. Gestern fiel im Klassensaal 216 der BBS Wirtschaft der Startschuss für einen Azubi-Austausch, den es so in der Region bislang noch nicht gegeben hat: 12 französische Auszubildende in Lagerlogistik und Handel aus La Rochelle nahmen zusammen mit der gleichen Anzahl Wormser Azubis einen ausgiebigen Brunch ein, den ihnen die Lehrer liebevoll zubereitet hatten. Über Essen und Trinken versuchten die jungen Franzosen einen ersten nonverbalen Kontakt mit den deutschen Berufsschülern. Das wird sich ändern, erklärte Schulleiter Frank Puschhof bei der Begrüßung der Gäste. Denn schon am zweiten Tag ihres Aufenthaltes in Worms startet zusammen mit einem einwöchigen Kulturprogramm auch der Sprachunterricht in Deutsch für die Franzosen. Großartige Verständigungsschwierigkeiten werden sich nicht ergeben, denn mit den Lehrkräften Sabine Müller-Neef, Kirsten Kunz und Thorsten Weber stehen allen Dolmetscher zur Seite, die jedem über die sprachlichen Hürden helfen. Zum Beispiel bei den geplanten Stadtrundgängen in Worms, Mainz und Mannheim und bei Betriebsbesichtigungen der Chocolaterie Holzderber und bei Fiege. Bei diesem Logistikunternehmen ist auch ein zweiwöchiger Praktikumsplatz für einen Azubi aus Frankreich reserviert. Elf weitere Praktikanten aus La Rochelle nehmen die Firmen Obi, Schmid Systemtechnik, Renolit, DHL, Fritz Müller, Röchling, MBL Bahnsicherung, Netto und Stute auf. Frank Puschhof hat dankbar registriert, dass so viele Wormser Unternehmen offen waren bei der Vergabe von Praktikumsplätzen für die deutschunkundigen Gäste. „Ich denke mal, das wird für alle ein richtiges Abenteuer“, vermutet der Schulleiter. Ihm sei der Azubi-Austausch wie gerufen gekommen, bekennt er. „Wir wollen in unserer Schule die Zusatzausbildung „Europakaufmann/frau“ anbieten und da passt dieses deutsch-französische Kennenlernprogramm bestens“. Befördert und vor allem auch sprachlich mitgetragen wird es von „Pro Tandem“ dieser deutsch-französischen Austauschorganisation, die schon über 100 000 Teilnehmer vermittelt hat, erzählt Michel Anna. Als Sprachbegleiter für die deutschen und die französischen Auszubildenden hat er mit Monique Gomes aus Paris eine gleichfalls zweisprachige Kollegin zur Seite, mit der er zusammen den „zweiseitigen“ Fremdsprachenunterricht bestreitet. Bürstädter Zeitung
Der Aachener Vertrag knüpft an den Élysée-Vertrag von 1963 an, der einen bedeutenden Beitrag zur historischen Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich geleistet hat. Der neue Vertrag ist ein Bekenntnis zu einem starken, zukunftsfähigen und souveränen Europa. Durch ihn wird die bereits übliche enge Abstimmung vor EU-Gipfeln festgeschrieben. Beide Staaten halten demnach "vor großen europäischen Treffen regelmäßig Konsultationen auf allen Ebenen ab und bemühen sich so, gemeinsame Standpunkte herzustellen und gemeinsame Äußerungen der Ministerinnen und Minister herbeizuführen". Der Élysée-Vertrag von 1963 behält seine volle Geltung. Damals standen Aussöhnung und Begegnung im Zentrum. Das war alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Deutschland und Frankreich sandten nach Jahrhunderten der Rivalitäten und Konflikte die Botschaft der Aussöhnung. Mit dem Élysée-Vertrag legten sie das Fundament für eine enge bilaterale Zusammenarbeit und für die weitere europäische Integration. Gemeinsam für Frieden und Sicherheit eintreten Vereinbart wird auch eine stärkere militärische Zusammenarbeit. Dazu gehören die Entwicklung gemeinsamer strategischer Ansätze, wie beispielsweise bei der Ausgestaltung der Europäischen Verteidigungsunion, für eine enge Partnerschaft mit Afrika, zu Friedens- und Polizeieinsätzen sowie eine noch engere Abstimmung in den Vereinten Nationen (VN) und anderen multilateralen Organisationen. Frankreich unterstützt den deutschen Wunsch nach einem ständigen Sitz im VN-Sicherheitsrat. Auf Grundlage der bereits bestehenden Verpflichtungen im Rahmen der Nato sichern sich die Länder gegenseitig jede in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung im Falle eines bewaffneten Angriffs auf ihre Hoheitsgebiete zu. Gemeinsam Herausforderungen der globalisierten Welt angehen Der Aachener Vertrag sieht zudem eine Harmonisierung des Wirtschaftsrechts und die Abstimmung wirtschaftspolitischer Maßnahmen vor. Abkommen in den Bereichen Klima, Umwelt, Gesundheit und Nachhaltigkeit sollen zügig umgesetzt werden, um die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit beider Volkswirtschaften zu verbessern. Ambitionierter Klimaschutz soll in allen Politikbereichen verankert werden. Begegnungen und Austausch der Zivilgesellschaft Der neue Vertrag unterstützt Begegnungen und den Austausch der Bürgerinnen und Bürger. So wird ein gemeinsamer Bürgerfonds eingerichtet, der Bürgerinitiativen und Städtepartnerschaften fördern und unterstützen soll. Eine weitere Annäherung wird es auch in den Bereichen Bildung und Forschung geben: Im Mittelpunkt steht dabei neben der Förderung des gegenseitigen Spracherwerbs auch die gegenseitige Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen. Zukunftsweisende Lösungen für das Zusammenwachsen in Europa Um das tägliche Leben der Bürgerinnen und Bürger in den Grenzregionen zu verbessern, sollen konkrete und praktische Lösungen angeboten werden: Lokale Akteure erhalten die Möglichkeit, grenzüberschreitende Projekte wie etwa Kindertagesstätten, Bildungseinrichtungen, Notfall- und Gesundheitsversorgung oder Gewerbezonen einzurichten.
Das schon bestehende Preisvergleichsportal Google shopping soll zum großen Marktplatz werden, auf dem Unternehmen und Händler ihre Waren anbieten können. In Frankreich sind schon einige große französische Unternehmen involviert, unter anderem die Warenhauskette Auchan, der Elektronikhändler Boulanger und die Supermarktkette Carrefour. Die Händler sollen ihre Artikel genauso wie bei Amazon zur Verfügung stellen und in verschiedenen Kategorien anordnen können. Während die Zahlungsabwicklung dabei, anders als bei den Wettbewerbern, über Google selbst läuft, müssen die Händler den Versand und die Vermarktung ihrer Waren eigenständig organisieren. Google plant, von den Händlern weniger Geld für die Vermittlung zu nehmen als zum Beispiel Amazon. Damit könnte das Unternehmen eine große Konkurrenz für Amazon oder eBay darstellen. Quelle: CM
RPA automatisiert wiederholende Tätigkeiten und eignet sich beispielsweise zum Abgleich von Finanzkonten oder Änderungen von Rechnungen. Anwender werden dadurch von Routine-Tätigkeiten entlastet. Dabei ist RPA kostengünstig und binnen Wochen zu implementieren. Unternehmen können ihre Prozesse optimieren, indem sie ihren Mitarbeitern Software-Roboter zur Seite stellen. So lassen sich Aufgaben effizienter automatisieren, Prozesse straffen und die Mitarbeiterproduktivität erhöhen. Die Software-Roboter kommen beispielsweise im operativen Einkauf von Unternehmen zum Einsatz. Klassische Routinetätigkeiten wie die Beschaffung, Bedarfsanforderungen oder die Rechnungsprüfung können problemlos durch RPA übernommen werden. Auch im Bereich Analytics können die fleißigen Helfer Analysen automatisiert vorbereiten und in Reportings darstellen. SAP will die Software von Contextor in sein Leonardo Machine Learning Portfolio integrieren, um intelligentes RPA zu verwirklichen. Markus Noga, VP Machine Learning Incubation, SAP SE, erklärt: „Mit intelligentem RPA, beschleunigt durch Contextor, können Unternehmen eine hohe Automatisierungsstufe erreichen und damit zu intelligenten Firmen werden. Der Zukauf ist ein großer Schritt hin zur Prozessautomation und wird SAP dabei helfen, RPA in seine Anwendungen zu integrieren, zuerst in SAP S/4HANA.“ In der ersten Jahreshälfte 2019 soll dieses intelligente RPA dann in SAP S/4HANA einfließen, später auch in andere Software-Produkte. Das ehrgeizige Ziel lautet: binnen drei Jahren die Hälfte der von SAP-Software gesteuerten Geschäftsprozesse mittels RPA zu automatisieren. RPA soll dabei helfen, die Benutzerinteraktion mit Anwendungen von SAP und Drittanbietern zu vereinfachen. Die Lösung von Contextor soll mit „SAP Conversational AI" (Spracherkennung) und Funktionen für die Dokumentenverarbeitung innerhalb von SAP Leonardo Machine Learning kombiniert werden, um zu einer wirklich intelligenten RPA zu werden.
Bei Volkswagen geht der Mitarbeiter durchs Werkstor und schraubt am Band Blech zusammen. Das fertige Auto rollt hinter ihm vom Band, kommt in ein Wolfsburger Autohaus und wird dort verkauft. Das ist nicht nur eine schöne Wirtschaftswundergeschichte, sondern auch steuerlich ein einfacher Fall: Wolfsburg, Niedersachsen und die Bundesrepublik bekommen viele Steuern, wenn VW viel Gewinn macht. Bei Internetkonzernen ist alles anders. Sie sammeln zwar Daten wie am Fließband, und Programmierer schrauben an Code herum. Aber das passiert irgendwo auf der Welt - unabhängig davon, ob ein Wolfsburger Autohaus eine Anzeige auf Facebook schaltet oder nicht. Die Einnahmen eines Digitalkonzerns und sein Firmensitz sind völlig entkoppelt. Facebook und Google werden jeden Tag von Millionen Deutschen benutzt, aber das Finanzamt merkt nichts davon. Dieses Problem soll die Digitalsteuer lösen. Sie soll die großen Internetkonzerne dazu bringen, endlich in Europa Steuern zu zahlen. Deutschland und Frankreich haben nun gemeinsam beschlossen, wie die Digitalsteuer konkret aussehen könnte - und dabei einen klugen Vorschlag gemacht. Denn die beiden Länder sind nicht in die Falle getappt, Daten zu besteuern. Stattdessen zielt die Steuer auf Werbung im Internet. Das ist gut, denn es gibt online zu viel Werbung. Anzeigen an sich sind nicht das Problem, es geht um die Menge und die Qualität. Jede neue Steuer bremst die damit verbundene Aktivität. Die steigende Tabaksteuer hat geholfen, dass die Menschen weniger rauchen und gesünder leben. Wenn eine Gemeinde weniger Hunde haben will, weil nicht jeder Halter hinter dem Tier sauber macht, erhöht der Gemeinderat die Hundesteuer. Die neue Digitalsteuer ist eine Hundesteuer für das Internet: Konzerne sollen drei Prozent ihrer Online-Werbeeinnahmen an das Finanzamt überweisen Daten zu besteuern, wäre fatal gewesen. Denn Deutschland und Europa brauchen mehr Daten, nicht weniger. Viele denken bei Daten nur an die intimen Nachrichten, die sie über Facebook schicken, oder die Krankheiten, die sie googeln. Doch ohne enorme Datensammelei ist es beispielsweise gar nicht möglich, autonome Autos zu entwickeln und zu bauen. Gerade das Hochindustrieland Deutschland braucht Daten. Und die Sammelei kann sogar Leben retten: In Nevada haben vor Kurzem Behörden und Firmen die Daten von Navigationssystemen systematisch analysiert und konnten die Zahl der Unfälle auf einer Autobahn um fast 20 Prozent senken. Werbung zu besteuern, trifft die richtigen Firmen, die ihre Nutzer intensiv überwachen und sie damit locken, dass sie nichts bezahlen müssen. Das sind vor allem Google und Facebook. Die Kosten für Online-Anzeigen sind vor allem dank Google und Facebook enorm gesunken. Das führt zu dem Überangebot an Werbung, vor allem an schlechter Werbung. Es ist leicht, absurde Beispiele zu finden: Auf Facebook sehen Menschen Anzeigen für Abitur-Nachhilfe, obwohl sie ihren Uni-Abschluss offiziell auf Facebook eingetragen haben. Und Google glaubt, dass sich jemand für Country-Musik und Wassersport interessiert, der sich auf keinen Fall für Country-Musik oder Wassersport interessiert. Digital-Dienste mit einem anderen Geschäftsmodell kämen bei der Steuer besser weg. Wer sich mehr darauf stützt, von seinen Kunden Geld einzunehmen, statt ihnen Werbung zu zeigen, hat einen Vorteil. Das betrifft beispielsweise Netflix und Amazon (und digitale Zeitungs-Abos, um das nicht zu verschweigen). Auch diese Firmen sammeln Daten über ihre Nutzer, um ihnen die nächste Serie oder das nächste Buch zu empfehlen. Das ist völlig in Ordnung, macht den Kunden im Idealfall ein besseres Angebot. Der Kampf um Werbeeinnahmen hat bisweilen unangenehme Effekte. Wann immer Nutzer Facebook öffnen, schreit ein roter Knopf um Aufmerksamkeit, obwohl gar nichts Wichtiges passiert ist - aber das hält die Nutzer auf der Seite, wo die Anzeigen zu sehen sind. Googles Videoplattform Youtube zeigt gerne automatisch die irrsten Verschwörungstheorien, weil das die Leute vor dem Bildschirm hält. Wenn sich Werbung weniger lohnt, könnten auch diese Taktiken zurückgehen. Der deutsch-französische Kompromiss, dem alle EU-Länder zustimmen müssten, bevor er Gesetz werden kann, ist bisher nur grob ausformuliert, die Details sind noch offen. Es fehlt beispielsweise noch eine Ausnahme für Start-ups und kleinere Firmen, damit die eine Chance haben zu wachsen. Sie sollten von der Werbe-Steuer befreit sein, die Grenze für den Anzeigenumsatz könnte beispielsweise zwischen 100 und 500 Millionen Euro im Jahr liegen. Das ermöglicht weiterhin Innovationen, für Anbieter aus Europa und den USA. Allerdings muss auch gesagt werden: Gegen die Steuertricks der großen Internetkonzerne hilft die Digitalsteuer praktisch gar nicht. Wer Gewinne in Steueroasen verschiebt, den hält auch die Digitalsteuer nicht auf. Die verschobenen Gewinne aus Werbung werden nur etwas kleiner - immerhin. Artikel erschienen in der Süddeutschen Zeitung am 4.12.2018