1) Frau Royer, Sie sind eine Frau in einer unternehmerischen Führungsposition. Können Sie kurz Ihren beruflichen Werdegang beschreiben? Nach einem deutsch-französischen Doppelstudium der Internationalen Betriebswirtschaftslehre in Reims und Reutlingen trat ich 1992 in das Nachwuchsprogramm der Deutschen Aerospace ein. Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt: Erstens hatte ich die Möglichkeit, alle Bereiche des Unternehmens kennenzulernen und zweitens förderte es meine persönliche und berufliche Entwicklung durch den Aufbau eines internen Netzwerks. Im Jahr 2007 wurde ich zur Generalsekretärin von Airbus Helicopters ernannt und war für die Bereiche Recht, Interne Revision, Institutionelle Beziehungen, Sicherheit sowie Ethik und Compliance zuständig. 2012 übernahm ich dann die Leitung des Programms "Leichte Hubschrauber". Im Jahr 2017 wechselte ich in Division Airbus Defence & Space. Hier war ich zuständig für alleAktivitäten der"Erdbeobachtungs-, Navigations- und Wissenschaftssatelliten". Seit 2019 bin ich bei Airbus Helicopters für den Bereich Digital Transformation verantwortlich und Mitglied des Vorstands. 2) Auf welche Leistungen in Ihrem beruflichen Werdegang sind Sie besonders stolz? Was waren schwierige Phasen? Die Grundlage von allem ist Respekt und Vertrauen. Ich hoffe, dass ich diese Werte in meiner Arbeit jeden Tag verkörpere. Bei Airbus sind die Projekte so groß, dass sie nur im Team bewältigt werden können. Ich bin stolz auf alle Erfolge, die im Team erzielt werden, denn gemeinsam vervielfacht sich die Wirkung und der Erfolg ist somit noch größer: Einen Auftrag zu gewinnen, einen Satelliten zu starten, einen Kunden zufrieden zu stellen - das sind immer Ergebnisse einer kollektiven Anstrengung und in der Luftfahrtindustrie immer eine Gemeinschaftsleistung. Durch die Formulierung klarer Ziele und das Einbringen von positiver Energie habe ich stets dazu beigetragen. Es ist auch sehr bereichernd, Mitarbeiter zu fördern und zu unterstützen, so wie ich selbst im Laufe meiner Karriere von den guten Ratschlägen verschiedener Mentoren profitieren konnte. Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen, war nicht immer einfach: Eine Herausforderung war die Zeit, als ich die Position der Generalsekretärin von Airbus Helicopters übernahm - ich war im sechsten Monat schwanger und meine Tochter erst 18 Monate alt. Eine weitere war meine Versetzung nach Toulouse als Leitung der Sparte Beobachtungssatelliten, während meine Familie in Marseille blieb. 3) Gerade die Industrie ist sehr männerdominiert und Sie sind als Frau Chief Transformation Officer und Mitglied des Vorstands von Airbus Helicopters. Welche Fähigkeiten muss man Ihrer Meinung nach mitbringen, um als Frau in der Branche erfolgreich zu sein? Ich bin ein großer Anhänger von Erfolg und Ergebnissen. Durch die Qualität meiner Arbeit habe ich gezeigt, was ich leisten kann, und ich denke auch, dass ich gerade als Frau in einer eher männerdominierten Branche durch meine Resultate eine gewisse Sichtbarkeit erlangen konnte. Es gibt meiner Meinung nach keine Standardliste von Fähigkeiten nach Geschlecht. Die Vielfalt der Hintergründe und Profile führt zuverschiedenen Betrachtungsweisen, entsprechend entstehen unterschiedliche Lösungsansätze. Dieses trägt zueiner größeren kollektiven Intelligenz bei. 4) Was kann getan werden, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen? Unser Ziel bei Airbus ist es, eine integrative Kultur zu schaffen, die die Voraussetzung dafür ist, vielfältige Profile zu gewinnen und vor allem zu halten. Wir haben mittelfristige (2025) und langfristige (2030) Ziele, um diesen Wandel zu unterstützen, die wir im Rahmen des Inclusion & Diversity Board verfolgen, dem ich angehöre. Das Verhalten und Handeln jedes Einzelnen macht den Unterschied aus. Daher haben wir Business Champions ernannt, die als "Inclusion and Diversity"-Relais in jedem Sektor fungieren und dort den Fahrplan festlegen, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Wir werben auch bei jungen Menschen für die vielen Möglichkeiten, die die Luftfahrtindustrie bietet, denn Vielfalt beginnt in der Schule, an der Universität und in der Ausbildung. Um Frauen zu ermutigen, eine berufliche Laufbahn in unsere Branche zu beginnen, müssen wir sehr früh mit Aktionen in den Schulen beginnen. Die kleinen Mädchen müssen überzeugt werden! Ich habe jedes Jahr in den Kindergarten- und Grundschulklassen meiner Kinder über Hubschrauber und Satelliten gesprochen, und ich kann Ihnen versichern, dass die Augen der kleinen Mädchen genauso leuchteten wie die der kleinen Jungen. 5) Welchen Rat können Sie jungen Frauen geben, die eine Karriere anstreben? Frauen müssen an ihr Potenzial glauben und Chancen ergreifen, wenn sie sich bieten. Selbstvertrauen und eine gute Portion Willenskraft steht am Anfang. Weiterhin bin ich überzeigt, dass Anerkennung auf Ergebnissen resultiert und der Aufbau und die Pflege eines Netzwerks wesentlich ist. Und dies gilt sicher nicht nur für Frauen! Schließlich müssen Frauen eine solide Familienorganisation haben, um Beruf und Privatleben gelassen unter einen Hut bringen zu können. Das Interview führte Alexandra Seidel-Lauer
Was ändert sich? Der Triman muss zukünftig standardisiert in Verbindung mit Informationen zur Mülltrennung angebracht werden. Wie sich die neue Mülltrennungsanweisung gestalten wird, steht im Moment noch nicht fest. Wir gehen davon aus, dass diese nicht vor November veröffentlicht wird. Die neue Mülltrennungsanweisung (Triman in Verbindung mit Informationen zur Mülltrennung) muss auf der Verpackung, dem Produkt (sofern betroffen) oder einem Dokument, das mit dem Produkt bereitgestellt wird (Gebrauchsanweisung, Notiz, Garantie, etc.), angebracht werden. Dies kann in Form eines Aufklebers geschehen. Wie gestalten sich die Übergangsfristen? Die neue Mülltrennungsanweisung muss spätestens 12 Monate nach Freigabe durch die zuständigen Behörden auf Haushaltsverpackungen, Produkten (sofern betroffen) oder auf dem Produkt beiliegenden Informationen (Gebrauchsanweisung, Notiz, Garantie, etc.), angebracht werden. Beispiel: Wenn die zuständigen Behörden die Mülltrennungsanweisung am 30. November 2021 freigeben, muss die neue Mülltrennungsanweisung bis zum 30. November 2022 aufgebracht werden. Eine weitere Übergangsfrist von 6 Monaten gilt für Verpackungen und Produkte (sofern betroffen), die vor dem Datum der definitiven Umsetzung (12 Monate nach Freigabe durch die zuständigen Behörden) hergestellt oder importiert wurden. Beispiel: Wenn die neue Mülltrennungsanweisung am 30. November 2021 von den zuständigen Behörden freigeben wird, gilt eine Übergangsfrist bis zum 31. Mai 2023 für Verpackungen und Produkte, die vor dem 30. November 2021 hergestellt oder importiert wurden. Was ist in diesem Zusammenhang wichtig? Wie sich die neue Mülltrennungsanweisung gestalten werden, steht im Moment noch nicht fest. Wir gehen davon aus, dass die Mülltrennungsanweisung nicht vor November veröffentlicht wird. Die AHK Frankreich wird Sie sofort informieren, sobald die definitive Mülltrennungsanweisung veröffentlicht wurde. Weitere Informationen zum aktuellen Stand der Kennzeichnungen zum Triman und Grünen Punkt finden Sie in der aktualisierten Version unseres Merkblatts, das Sie unter diesem Link kostenlos bestellen können.
Zum Start dieser Initiative organisieren die Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer und ihre Partner am 1. Juli eine erste Konferenz, die den Grundstein für einen dauerhaften deutsch-französische Wasserstoff-Austausch legen soll. Im Jahr 2020 haben sowohl Frankreich als auch Deutschland ehrgeizige Pläne zur Entwicklung von grünem Wasserstoff vorgelegt. So wird Frankreich bis 2030 7,2 Milliarden Euro für die Entwicklung von dekarbonisiertem Wasserstoff aufwenden, um eine Produktionskapazität von 6,5 Gigawatt zu erreichen. Die deutsche Wasserstoffstrategie sieht 9 Milliarden Euro vor (davon 2 Milliarden für internationale Partnerschaften), um bis zum Jahr 2040 eine installierte Leistung von 10 Gigawatt zu erlangen. In beiden Ländern engagieren sich eine Vielzahl von Unternehmen für die Entwicklung von kohlenstofffreiem Wasserstoff im Verkehr und in Industrieprozessen. So haben Siemens und Air Liquide im Februar 2021 eine Partnerschaft angekündigt, um die Entwicklung großer Elektrolyseure für die nachhaltige Wasserstoffproduktion gemeinsam anzugehen. Ebenso haben Unternehmen aus beiden Ländern eine Vielzahl von Wasserstoffprojekten für die Förderung im Rahmen des europäischen Programms „Projects of Common European Interest (PCEI)“ gemeldet. Neben diesen deutsch-französischen Initiativen zur Herstellung von Elektrolyseuren oder Fahrzeugen, wird auch die deutsch-französische Stahlindustrie zukünftig auf grünen Wasserstoff angewiesen sein zur Erreichung der Klimaziele. Eine ambitionierte, kooperative Zusammenarbeit beider Länder und innerhalb der EU, eröffnet die Möglichkeit, im globalen Wettbewerb bestehen zu können und von der zukünftigen grünen Wasserstoffwirtschaft mit einem geschätzten Jahresumsatz von über 2.000 Milliarden Euro in 2050 zu profitieren. Dieses erste deutsch-französische Wasserstoff-Symposium ist Startschuss für eine Serie von Veranstaltungen, die sich dem Thema Wasserstoff widmen werden. Ziel ist es, eine echten deutsch-französischen Wasserstoff-Austausch zu schaffen, mit Politikern, die für Energiefragen zuständig sind, Unternehmen der Branche sowie Wissenschaftlern, die zum Thema Wasserstoff forschen. „Der DWV möchte gemeinsam mit seinen Partnern mit dieser deutsch-französischen Initiative die EU unterstützen, eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft zu entwickeln und grünen Wasserstoff so bald wie möglich konkurrenzfähig zu machen. Der Aufbau einer europäischen grünen Wasserstoffwirtschaft bietet die Möglichkeit, die gesamte europäische Wirtschaft zu stärken und zukunftssichere Arbeitsplätze zu schaffen. Wasserstoff kann somit zum Nukleus eines neuen Gemeinschaftsgefühls für eine starke vereinte EU werden. Deutschland und Frankreich haben das Potenzial gemeinsam den Grundstein für eine europäische Wasserstoffindustrie zu legen, die die globale Technologieführerschaft einnehmen kann.“ Werner DIWALD, Vorstandsvorsitzender DWV „Ich begrüße die Initiative dieses ersten französisch-deutschen Wasserstoff-Symposiums, die helfen wird, den für die Kooperation unserer beiden Ländern notwendigen Dialog zu intensivieren. Die Wasserstoffstrategien Deutschlands und Frankreichs ähneln sich - nur im kollektiven Zusammenspiel schaffen wir es in Europa, mit der internationalen Konkurrenz Schritt zu halten. Insbesondere die Industrialisierung von Elektrolyseuren oder das Ausrollen von Brennstoffzellen-Fahrzeugen sind dabei wichtige Projekte von europäischem Interesse, die sich gemeinsam zwischen Paris und Berlin schmieden lassen.“ Philippe BOUCLY, Präsident France Hydrogene „Dieses erste französisch-deutsche Symposium ist von großer Bedeutung für die wirtschaftlichen, industriellen und technologischen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich. Grüner Wasserstoff ist eine Zukunftstechnologie für die Energiewende und ich freue mich zu sehen, dass Unternehmen unserer beiden L nder eine führende Rolle in Europa einnehmen, sowohl bei der Entwicklung von grünem Wasserstoff als auch dem Aufbau einer konkurrenzfähigen Wasserstoffwirtschaft.“ Guy MAUGIS, Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer
Klimafreundlich hergestellter Wasserstoff ermöglicht es, die CO2-Emissionen vor allem in Industrie und Verkehr dort deutlich zu verringern, wo Energieeffizienz und die direkte Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien nicht ausreichen. Neben den klimapolitischen Aspekten geht es bei Wasserstofftechnologien auch um viele zukunftsfähige Arbeitsplätze, neue Wertschöpfungspotenziale und einen globalen Milliardenmarkt. Deutsche Unternehmen sind in diesem Bereich bereits sehr gut aufgestellt, etwa bei der Brennstoffzelle und der Elektrolyse für die grüne Wasserstofferzeugung. Ziel ist, dass Deutschland bei Wasserstofftechnologien seine globale Vorreiterrolle behauptet. Die Bundesregierung hat deshalb eine Nationale Wasserstoffstrategie erarbeitet und diese mit einem Aktionsplan untermauert, der fortlaufend weiterentwickelt werden soll. Das Bundeskabinett hat die Nationale Wasserstoffstrategie am 10. Juni 2020 beschlossen. Zur konsequenten Umsetzung und Weiterentwicklung der Strategie wird eine flexible und ergebnisorientierte Governance-Struktur geschaffen. Im Mittelpunkt steht dabei die Einrichtung eines Nationalen Wasserstoffrates (PDF, 800 KB), der am 09. Juli 2020 zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen trat. Die deutsche Wassrstoffstrategie verfolgt folgende Ziele: Klimafreundlich hergestellten Wasserstoff, insbesondere aus erneuerbaren Energien, und seine Folgeprodukte als Schlüsselelemente der Energiewende etablieren, um Dekarbonisierungsprozesse in bestimmten Bereichen vollenden zu können. Die regulativen Voraussetzungen für einen Markthochlauf der Wasserstofftechnologien schaffen, das heißt inländische Märkte für die Erzeugung und Verwendung von Wasserstoff ermöglichen. Dabei liegt der Fokus auf solchen Bereichen, die bereits nahe an der Wirtschaftlichkeit sind oder die sich - nach derzeitigem Stand der Technik - nicht anders dekarbonisieren lassen, wie bestimmte Industrie- und Verkehrsbereiche (Luft-, Schiffs-, Fernlastverkehr). Mit dem Aktionsplan die Kosten bei der Umsetzung von Wasserstofftechnologien senken, um globale Märkte anzustoßen. Deutsche Unternehmen und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken, indem Forschung und Entwicklung und der Technologieexport rund um innovative Wasserstofftechnologien forciert werden. Die zukünftige nationale Versorgung mit Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und dessen Folgeprodukten sichern und gestalten. Das heißt, neben heimischen Erzeugungspotenzialen verlässliche internationale Partner – mit Schwerpunkt EU – für die Gewinnung und den Transport von Wasserstoff finden beziehungsweise entsprechende Kooperationen und Importstrukturen aufbauen. Dies bietet zudem die Chance zum Ausbau des EU-Energie-Binnenmarkts sowie zur Kooperation mit sonnen- und windreichen Entwicklungsländern, die ein hohes Potenzial an erneuerbaren Energien haben – von ihnen könnte Deutschland sogenannten "grünen Wasserstoff" importieren. Übergangsweise wird auch ein europäischer Markt für CO2-neutralen Wasserstoff entstehen (sogenannter „blauer“ oder „türkiser“ Wasserstoff), der den Markthochlauf von Wasserstofftechnologien anwendungsseitig beschleunigen wird (zum Beispiel in der Stahlindustrie). Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie schafft die Bundesregierung einen verlässlichen Rahmen, der Innovationen und Investitionen stärkt und damit Wachstum und Arbeitsplätze in einem nachhaltigen Energie- und Wirtschaftssystem unterstützt. Um die künftige Rolle gasförmiger Energieträger im Rahmen der Energiewende gemeinsam mit Unternehmen, Branchenverbänden und Nichtregierungsorganisationen sowie anderen Ministerien und mit den Bundesländern zu erörtern, hatte das BMWi bereits im Dezember 2018 den „Dialogprozess Gas 2030“ angestoßen. Am 9. Oktober 2019 stellte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier erste Ergebnisse des Dialogprozesses vor. Forschungsnetzwerk Wasserstoff Am 30. September 2020 hat das Forschungsnetzwerk Wasserstoff mit über 1.000 Mitgliedern seine Arbeit aufgenommen. Das Forschungsnetzwerk ist als ein Element der Nationalen Wasserstoffstrategie ein wichtiger Impulsgeber für die Forschungs- und Innovationspolitik im Wasserstoffbereich mit Fokus auf Anwendungsnähe und Praxistransfer. Das Forschungsnetzwerk Wasserstoff wird im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Wegen der ressortübergreifenden Bedeutung des Themas Wasserstoff sind die Bundesministerien für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) sowie Bildung und Forschung (BMBF) beteiligt. WAS IST WASSERSTOFF? Wasserstoff ist ein Gas und auf der Erde reichlich vorhanden, allerdings fast ausschließlich in chemischen Verbindungen (Wasser, Säuren, Kohlenwasserstoffen, etc.). Wasserstoff wird gewonnen, indem man Wasser (H2O) in Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H2) aufspaltet. Allerdings braucht es viel Energie, um das Molekül H2 abzuspalten. Geschieht dies mit Hilfe elektrischen Stroms, spricht man von Elektrolyse. Elektrolyse mit Strom aus Erneuerbaren Für die Herstellung von Wasserstoff mittels Elektrolyse kann Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne verwendet werden. Dann spricht man von „grünem“ Wasserstoff. Das Verfahren wird auch als Power-to-Gas bezeichnet – es ist eine der Power-to-X-Technologien (PtX-Technologien), bei denen Strom genutzt wird, um zum Beispiel Gase (Power-to-Gas), Wärme (Power-to-Heat) oder flüssige Energieträger (Power-to-Liquid) herzustellen. PtX-Technologien gelten als wichtige Lösung, um die Klimaziele einzuhalten und den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern. Aber auch der durch CO2-Abscheidung und -Speicherung (sogenannte Carbon-Capture-and-Storage, CCS) produzierte „blaue“ Wasserstoff kann mindestens für eine Übergangszeit einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten. Der blaue Wasserstoff gilt als CO2-frei, wenn bei der Herstellung kein CO2 in die Atmosphäre entweicht. „Grauer“ Wasserstoff hingegen ist nicht CO2-neutral: Bei der Herstellung fällt in jedem Fall CO2 an, da er aus fossilen Energiequellen wie beispielsweise Erdgas gewonnen wird oder in der Industrie entsteht. Sektorkopplung bringt große Vorteile Ein wichtiges Element in der Wasserstoffstrategie ist die sogenannte Sektorkopplung. Sie dient der engeren Verzahnung beziehungsweise Vernetzung von Strom und Wärme, Verkehrssektor und Industrie. Die Sektorkopplung bringt gleich mehrere große Vorteile. Durch sie kann auch in vielen Bereichen der Industrie, die sich schlecht elektrifizieren lassen, Strom aus erneuerbaren Energien indirekt zum Einsatz kommen. Auf diese Weise ermöglicht sie es, dass mithilfe erneuerbarer Energien alle Sektoren ihre CO2-Emissionen verringern können. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch Effizienzgewinne der Energieverbrauch insgesamt gesenkt werden kann. Das alles führt zu einer Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen und dient somit dem Klimaschutz. Zudem kann die Nachfrage nach elektrischer Energie deutlich flexibler gestaltet werden und so ein Ausgleich zu den Angebotsschwankungen bei erneuerbaren Energien (Wind, Sonne, Biomasse) geschaffen werden. Wofür wird Wasserstoff verwendet? Wasserstoff wird heute vor allem in der chemischen Industrie, zum Beispiel zur Herstellung von Stickstoffdünger, in Erdölraffinerien zur Raffinierung von Mineralöl oder bei der Herstellung von synthetischen Kraftstoffen verwendet. Künftig soll er aber noch in viel mehr Bereichen eingesetzt werden: In der Industrie oder auch im Bereich Mobilität - Stichwort emissionsfreie Antriebstechnik – soll er einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten. Aber: Noch ist die Erzeugung von CO-freiem (grünem) Wasserstoff teuer, und die Produktionsumstellung auf wasserstoff-basierte Anlagen erfordert hohe Investitionen. Ziel muss sein, durch große Nachfragemengen an „grünem“ Wasserstoff Skaleneffekte in der Produktion zu realisieren, um kostengünstig zu produzieren. Das geht nicht von heute auf morgen und benötigt internationale Kooperationen sowie einen großen Absatzmarkt. Geplante Verwendungsbereiche: Im Verkehrssektor: insbesondere im Fern- und Schwerlastverkehr, in der Schiff- und Luftfahrt (Stichwort „mobile Brennstoffzelle“). Als Grundstoff für weitere gasförmige und flüssige synthetische Energieträger und Grundchemikalien (unter anderem im Raffinerie- und Chemiebereich). Für emissionsarme Fertigungsprozesse in der Industrie (Stahl, Metallverarbeitung). In der Zement-, Glas- und Keramikherstellung in Kombination mit Kohlenstoffquellen (Carbon Capture and Usage CCU). Flächendeckendes Tankstellen- und Leitungsnetz notwendig Im Verkehr ist Wasserstoff vor allem in den Bereichen eine Alternative, in denen voraussichtlich batteriebetriebene Antriebslösungen technisch nicht sinnvoll sind und daher auch zukünftig auf gasförmige oder flüssige Kraftstoffe angewiesen sind. Die Einführung von Brennstoffzellenfahrzeugen kann unter anderem im ÖPNV (Busse, Züge), im Straßenschwerlastverkehr (Lkw) oder in der Logistik (Gabelstapler, Flurförderzeuge) die Elektromobilität ergänzen und den Ausstoß von CO2 und anderen Luftschadstoffen massiv senken. Im Pkw-Bereich hat die Brennstoffzelle gute Perspektiven im Einsatz auf langen Strecken. Wichtig bei alldem ist ein massiver Ausbau des Wasserstoff-Tankstellen- und Leitungsnetzes. Auch im Luftverkehr und in der Schifffahrt wird sich langfristig eine große Nachfrage nach CO2-freien Treibstoffen entwickeln. „Grauen“ durch „grünen“ Wasserstoff in der Industrie ersetzen In der Industrie sollen künftig bei vielen Prozessen CO2-frei erzeugter Wasserstoff oder Folgeprodukte wie zum Beispiel Ammoniak oder Methanol zum Einsatz kommen. In Raffinerien wird Wasserstoff - derzeit aber meist aus fossilen Quellen erzeugt - beispielsweise bei der Entschwefelung der Vorprodukte von Benzin und Diesel eingesetzt. Dieser „graue Wasserstoff“ kann dort ohne aufwendige Anpassungen zumindest teilweise durch „grünen Wasserstoff“ ersetzt werden. CO2-frei erzeugter Wasserstoff wird künftig verstärkt auch in der Stahlherstellung und der Metallverarbeitung eingesetzt werden. Dies geschieht bereits in Pilotprojekten in der Stahlindustrie zur Direktreduktion von Eisenerz anstelle des Treibhausgas-intensiven Hochofenprozesses. Insgesamt Priorität haben kurz- bis mittelfristig Anwendungsbereiche, in denen der Einsatz von Wasserstoff schon heute nahe an der Wirtschaftlichkeit ist, die relativ unabhängig von anderen Voraussetzungen sind oder in denen keine sinnvollen alternativen Optionen zur massiven CO2-Minderung bestehen. Langfristig kann „grüner“ Wasserstoff auch bei der Umstellung auf CO2-neutrale Herstellung beispielsweise in der Zement- sowie in der Glas- und Keramikindustrie in Kombination mit einer Kohlenstoffquelle (CCU) eine wichtige Rolle spielen. Dialog und Forschungstransfer fördern Gemeinsam mit wichtigen Beteiligten – insbesondere energieintensive Industriebereiche wie Chemie und Stahl – sollen in branchenspezifischen Dialogformaten langfristige Dekarbonisierungsstrategien auf Basis von CO2-freiem Wasserstoff entwickelt werden. Die Bundesregierung unterstützt die Zusammenarbeit von Wissenschaft und innovativen Unternehmen – mit Vorbildern wie zum Beispiel Carbon2Chem und die Kopernikus-Projekte. Diese Erfahrungen kann Deutschland nutzen, um international sichtbare „Showcase“-Initiativen mit Exportpotenzial zum „grünen“ Wasserstoff aufzulegen. Die BMWi-Förderung von Forschung und Entwicklung der Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnologien ist in das „Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien“ (NIP) eingebettet. Ziel des bis 2025 laufenden Programms NIP2 ist, Innovationen beim Markteintritt zu unterstützen und die derzeit noch nicht marktfähigen Innovationen für künftige Anwendungen weiterzuentwickeln. Innovationen im Wärmemarkt Zudem fördert das BMWi Innovationen im Wärmemarkt wie die Brennstoffzellenheizung. Dieses Programm wurde bereits 2017 vom Einbau solcher Heizungen in privaten Wohngebäuden auf Nichtwohngebäude erweitert. Damit können auch kleine und mittlere Unternehmen sowie kommunale Gebietskörperschaften Förderzuschüsse erhalten. Eine weitere Initiative sind die „Reallabore der Energiewende“, wo neue Ideen zum Einsatz von Wasserstoff erprobt und umgesetzt werden. Diese innovativen Verfahren sollen dazu beitragen, durch CO2-freien Wasserstoff die Dekarbonisierung der Industrie und des Verkehrssektors breitflächigvoranzutreiben. Wichtig ist aber zum jetzigen Zeitpunkt die Pilotverfahren in die marktliche Anwendung zu überführen. Anlagen im Industriemaßstab sind notwendig um Skaleneffekte zu erreichen und Märkte zu schaffen. WELCHES POTENZIAL HAT WASSERSTOFF? Die deutsche Industrie verfügt bei der Erzeugung und Weiterverarbeitung von Wasserstoff bereits über ein breites Know-how. Allerdings ist die Erzeugung von CO2-freiem Wasserstoff - das heißt aus erneuerbaren Energien - noch nicht wirtschaftlich. Um die Entwicklung voranzutreiben und eine Kostendegression zu erreichen, müssen Erzeugungsanlagen im industriellen Maßstab aufgebaut und eine entsprechende Größenordnung in der Herstellung von CO2-freiem Wasserstoff mit einem deutlich wachsenden Absatzmarkt erreicht werden. Mehr als fünf Millionen Arbeitsplätze Das alles ist nicht nur energiepolitisch und zur Erreichung der Klimaziele von großer Bedeutung. Es geht mittel- bis langfristig um einen Milliardenmarkt, um neue Wertschöpfungspotenziale und viele zukunftsfähige Arbeitsplätze. Eine europäische Studie schätzt, dass bis 2050 in der Wasserstoff-Industrie europaweit über 5,4 Millionen Arbeitsplätze und ein Jahresumsatz von 800 Milliarden Euro entstehen können. Allein mit nationaler Produktion lässt sich der Bedarf an grünem Wasserstoff nicht decken. Deutschland ist heute ein großer Importeur von Energie und wird dies auch in Zukunft bleiben. Deshalb sind grenzüberschreitende Lieferketten auch für Wasserstoff von großer Bedeutung. Hierzu wird Deutschland unter anderen die bestehenden bilateralen Energiepartnerschaften und -dialoge nutzen und sich an dem EU-Forum zur Förderung von „Important Projects of Common European Interest (IPCEI)“ im Bereich Wasserstoff beteiligen. Zudem verbessert das „Pentalaterale Energieforum“ die regionale Zusammenarbeit zwischen Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Österreich und der Schweiz.
Trotz der, durch die Covid-19 Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise, behauptete Deutschland im letzten Jahr seine Position als zweitgrößter ausländischer Investor in Frankreich, hinter den Vereinigten Staaten. Laut der Business France Studie zu den ausländischen Investitionen in Frankreich im Jahr 2020 hat Deutschland 201 Investitionsprojekte in Frankreich realisiert mit der Schaffung oder dem Erhalt von fast 4.000 Arbeitsplätzen. Die deutschen Investitionen stellen 17 % aller ausländischen Investitionen in Frankreich dar. Ein Großteil der deutschen Investitionen fliessen in den Handels- und Vertriebssektor (26%) gefolgt von den Bereichen Automotive, Maschinenbau, Medizintechnik, Energie und Recycling. Bemerkenswert ist, dass fast 40 % der geschaffenen oder erhaltenen Arbeitsplätze der industriellen Produktion zukommen, 14% dem Logistiksektor, 11% der Forschung & Entwicklung sowie dem Engineering. Schließlich beinhalten 11 % der Projekte die Neugründung eines Firmensitzes in Frankreich. Die meisten deutschen Investitionen entfallen auf die Region Grand Est (32 Projekte), danach folgen Auvergne-Rhône-Alpes (29 Projekte) und Île-de-Frankreich (26 Projekte). Die Industrie- und Handelskammer begrüßt die Ergebnisse dieser Studie, die ein Beweis sind für die Intensität der wirtschaftlichen Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich. Mehr als 2.300 deutsche Unternehmen sind in Frankreich etabliert mit rund 320.000 Arbeitsplätzen. Diese Unternehmen haben im letzten Jahr in Frankreich investiert: B. BRAUN, ein führendes Medizintechnikunternehmen, hat sein hohes Niveau der Investitionen im Jahr 2020 trotz der Krise beibehalten und mehr als 20 Millionen Euro investiert mit der Schaffung von 50 neuen Arbeitsplätzen vor allem am Produktionsstandort Nogentle- Rotrou. SIEMENS, ein wichtiger Akteur in der Elektromobilität, intelligenten Gebäuden und der Energiewende, hat 850 Arbeitsplätze an seinen Standorten in der Region Paris und in Toulouse geschaffen. Eingestellt wurde eine Vielzahl von Profilen, vom Berufsanfänger bis zum Ingenieur in den Gebieten der Energieeffizienz, Software, Cybersicherheit, eingebettete Systeme und Big Data. DRÄGER, ein Medizintechnikunternehmen mit Sitz in Lübeck hat eine Produktionsstätte für FFP2-Masken in Obernai (Region Grand Est) mit mehr als 100 Arbeitsplätze aufgebaut. Hier können 100 Millionen Masken pro Jahrhergestellt werden. Die Investition beläuft sich auf 20 Millionen Euro. HAGER, ein Lösungs- und Dienstleistungsanbieter für Elektroinstallationen für den privaten, gewerblichen und industriellen Bedarf, hat in seine Logistikplattform in Vendenheim (Elsass) in Höhe von ca 80 Millionen Euro investiert. "Deutsche Unternehmen haben zunehmend Vertrauen in Frankreich im Bereich Innovation, Vertrieb und Produktion: Dies ist ein Zeichen dafür, dass unsere Ambitionen, die wirtschaftliche Transformation, eine Reindustrialisierungsstrategie und ein Konjunkturprogramm für Frankreich umfassen, relevant und effektiv sind, und unsere Partner dies auch wahrnehmen. Wir sind auf einem gutem Weg, Frankreich nachhaltig attraktiv zu machen. ” Franck RIESTER, Beigeordneter Minister im Ministerium für Europa und Auswärtige Angelegenheiten, verantwortlich für Außenhandel und Attraktivität "Der industrielle Sektor ist wichtig für die Beschäftigung in Frankreich: Hier entstanden 12.875 Arbeitsplätze, das sind 37 % der gesamten Arbeitsplätze im letzten Jahr. Fast zwei Drittel der ausländischen Investitionen in der Industrie kamen aus Deutschland, den Vereinigten Staaten, Italien, Spanien, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich. Aber es sind deutsche Unternehmen, die mit 18% führend sind bei den industriellen Aktivitäten, und darüber freuen wir uns. ” Christophe LECOURTIER, Geschäftsführer von Business France "In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld machen diese Zahlen Hoffnung. Sie demonstrieren die Stärke der Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich in Schlüsselsektoren der Wirtschaft, und sind eine zusätzliche Motivation für die Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer, die Beziehungen zwischen deutschen und französischen Unternehmen weiterzuentwickeln." Guy Maugis, Präsident der AHK Frankreich "Frankreich hat unbestreitbare Vorteile und bleibt für ausländische Investoren attraktiv. Die aktuelle Regierung schafft ein Umfeld, das Innovationen im Gesundheitsbereich zunehmend begünstigt. Kreativität und Steuervorteile für Forschung und Entwicklung sind weitere Vorteile. Unsere Muttergesellschaft hat Vertrauen in den französischen Standort. " Christelle GARIER-REBOUL, Geschäftsführerin von B. Braun in Frankreich
Deutschland ist stark geprägt von Familienunternehmen. Was ist der Grund dafür? Tobias Bachmüller: Familienunternehmen machen rund 90 Prozent der Firmen in Deutschland aus. Sie sind der größte Arbeitgeber hierzulande. Allein die 500 größten Familienunternehmen beschäftigen laut Stiftung Familienunternehmen deutlich mehr Mitarbeiter als die nicht familiengeführten Dax-Konzerne. Diese Mischung aus kleinen und großen, regional verwurzelten und international aufgestellten Familienunternehmen unterscheidet die hiesige Wirtschaftsstruktur von der anderer Länder und ist ein Grund für die Stärke der deutschen Wirtschaft. Wo liegen die Stärken und die Besonderheiten von Familienunternehmen? Tobias Bachmüller: Beide Wortbestandteile. Erstens Familie: Es sind Familien, die dieses Unternehmen betreiben. Und zweitens verstehen wir uns auch unternehmerisch als Familie. In großen Konzernen ist oft die Rede davon, dass die Manager wie Unternehmer handeln sollen. Das können sie aber nicht – wegen der fehlenden Langfristigkeit ihres Tuns und wegen der geringen monetären Haftung. Wir spüren dagegen den Erfolg oder Misserfolg unserer Entscheidungen sowohl unmittelbar als auch langfristig. Agilität ist ja das neue Modewort im Management – und das können die Großen von den Kleinen lernen. Dass man Dinge versucht und notfalls wieder abbricht, dass Mitarbeiter Entscheidungsfreiheiten bekommen, weil Entscheidungen meist nicht besser werden, wenn sie fünf Hierarchieebenen hinauf und wieder hinunter dekliniert werden. Das fällt in großen Organisationen schwer – da haben wir einen klaren Vorteil. Wo liegen die Schwächen von Familienunternehmen und was sind die Herausforderungen? Tobias Bachmüller: Die gibt es natürlich auch, beispielsweise in der Risikoverteilung oder bei den finanziellen Ressourcen. Die hohe Bekanntheit unserer Marken in den einzelnen Ländern gleicht diese Nachteile aber meist wieder aus. Deutsche Familienunternehmen sind sehr exportstark und international ausgerichtet. Wie sieht Ihre Marktstrategie aus? Tobias Bachmüller: Bei der Katjes International setzen wir auf den konsequenten Auf- und Ausbau unserer Marken. Darüber hinaus zählen weitere Akquisitionen zur klar definierten Wachstumsstrategie. Hier haben wir eine einfache Strategie: Süßware, Marke, Westeuropa. Und in die Richtung wird es weitergehen. Was macht einen möglichen Übernahmekandidaten für Sie attraktiv? Tobias Bachmüller: Uns interessieren nicht so sehr die Performance oder der Profit der Marke, worauf ja viele Finanzinvestoren gucken. Sondern uns interessiert die Attraktivität und ob die für etwas steht, was wir ausbauen können. Ähnlich einem interessanten Menschen, der auch für etwas steht, besondere Fähigkeiten hat und diese charmant verkaufen kann. Zudem sollte ein potenzieller Kandidat mindestens 20 Millionen Euro Umsatz machen. Früher haben wir auch kleinere Unternehmen gekauft, aber das machen wir nicht mehr, denn das Verhältnis muss passen. Wie finanzieren Sie Ihren Wachstumskurs? Tobias Bachmüller: Zunächst gab es eine Starthilfe der Gesellschafter. Dann haben wir mit Katjes International eine Anleihe ausgegeben. Diese ist inzwischen schon zweimal refinanziert, was gleichzeitig die Performance der akquirierten Unternehmen spiegelt. Die Anleger haben Vertrauen zu uns. Gezieltes Marketing und Werbung für Ihre Marken und deren Produkte zählt zu den Grundpfeilern der Strategie von Katjes International. Warum? Tobias Bachmüller: Der Grund ist ein einfacher: Wir sind überzeugt von den starken Marken und Produkten, die wir akquiriert haben. Die Investition in Marketingkampagnen belegt diese Überzeugung nachhaltig, denn durch gezieltes Marketing und Werbung erzielen wir eine nachhaltige Wertsteigerung unserer Marken. Und wie setzen Sie das bei Ihren Marken dann in den jeweiligen Ländern um? Tobias Bachmüller: Um dieser Ausrichtung in Richtung eines starken Markenauftritts Ausdruck zu verleihen, haben wir beispielsweise unsere Tochterunternehmen Sperlari, TreetsPiasten oder Harlekijntjes nach ihren Hauptprodukten umbenannt. Außerdem bewerben wir Schlüsselprodukte wie Treets, Sperlari, Galatine, Lutti oder Wick Hustenbonbons aktiv im TV. Die Spots fokussieren sich dabei auf den Charakter und das Wesen der Marke und sprechen damit den Verbraucher auf einer emotionalen Ebene an. Welche Emotionen möchten Sie mit Ihren Marken gern entfalten? Tobias Bachmüller: Jede Marke hat ihren eigenen Charakter. Wir versuchen, genau diesen Charakter in einfachen Botschaften zu transportieren. Ergänzend kommen dann wichtige Eigenschaften wie Vertrauen, Freude und Genuss dazu. Außerdem stehen Marken für Kindheitserinnerungen; jeder hat eine schöne, nostalgische Erinnerung an eine Marke, die sie oder er ganz individuell mit der eigenen Kindheit verbindet. Durch diese Faktoren entstehen dann ganz automatisch auch die Emotionen. Investitionen in Marketing und Werbung können und sollen den Umsatz steigern. Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich bei den Marken der Katjes International gemacht? Tobias Bachmüller: Unsere Erfahrung belegt eindeutig, dass sich der Erfolg unserer Kampagnen in den Absatzzahlen der beworbenen Produkte zeigt. Darüber hinaus zahlt die Werbung neben dem konkreten Produkt natürlich zusätzlich auf den Wert der Marke ein. Und falls eine Kampagne mal nicht so erfolgreich sein sollte, dann ziehen wir schnell die Konsequenz und überarbeiten die transportierte Botschaft.